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Vater auf Flucht

"Das ist Entführung", warnt Strandbarbekanntschaft Bernd. Doch Alex (Oliver Korittke) mag's nicht einsehen: Obwohl Scheidungskind Lisann laut Gericht nur übers Wochenende bei ihm sein darf, hat der Frankfurter sein Töchterchen zum Dreitagetrip nach Mallorca mitgenommen. Als Lisanns Mutter (Eva Hassmann) davon erfährt und ihm per Handy mit einer Anzeige droht, rastet Alex aus…

ZDF, Drama

Drehbuch: Iris Uhlenbruch

Regie: Franziska Meyer Price

Produktion U5 Film GmbH

Redaktion: Gabriele Heuser

mit Oliver Korritke, Eva Hassmann, uvm.


Engagierte Väter

Interview von Gabriele Heuser mit Iris Uhlenbruch

In dem emotional eindringlichen und teilweise auch humorvollen Familiendrama "Vater auf der Flucht" erzählt Drehbuchautorin Iris Uhlenbruch die Sorgerechts-Problematik konsequent aus der Perspektive des betroffenen Mannes. Den Anstoß zu dem Projekt gab ihr ein Fall aus dem eigenen Bekannten-Kreis. Durch Gespräche mit betroffenen Kindern, Vätern und einer Familienrichterin hat sie sich mit der Thematik weiter befasst.

 

ZDF: Wie sind Sie auf die Idee zu "Vater auf der Flucht" gekommen? Gab es Fälle von Sorgerechtsstreitigkeiten in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis?

 

Iris Uhlenbruch: Vor Jahren wurde ein guter Freund von mir - übrigens auch ein Tischler - von seiner Frau verlassen. Ohne sich mit ihm abzusprechen, zog sie mit dem gemeinsamen Sohn von Berlin nach München. Mein Bekannter, ein sehr liebevoller und engagierter Vater, war darüber so entsetzt, dass er monatelang Entführungspläne schmiedete, die er dann glücklicherweise nicht in die Tat umsetzte. Aber da er sich mit seiner kleinen Werkstatt gerade eine Existenz aufbaute, war es für ihn kaum machbar, seinen Sohn regelmäßig im weit entfernten München zu besuchen. Er litt sehr darunter.

 

Iris Uhlenbruch: Mittlerweile haben sich leider viele Eltern in meinem Bekanntenkreis getrennt. Da die Männer heute oft viel mehr "ihren Vater stehen", als noch in der Generation vor ihnen, bemühen sie sich alle um eine Lösung, bei der sie einen möglichst gleichberechtigten Umgang mit den Kindern haben. Das ist nicht immer einfach, da bei einer Trennung meist verletzte Gefühle und Ähnliches im Spiel sind. Doch nach einigem Hin und Her erkennen die Eltern - zumindest in meinem Umfeld - dass sie als Paar zwar gescheitert sind, dass sie aber dennoch alles versuchen müssen, um ihren Kindern - zusammen - gute Eltern zu sein.

 

ZDF: Warum sind Väter gegenüber Müttern im Sorgerechtsstreit vor Gericht meistens im Nachteil?

Uhlenbruch: Obwohl die Gesetzeslage sich in den letzen Jahren zugunsten der Väter - auch der nicht-verheirateten, biologischen Väter - gebessert hat, wird in der Praxis - soweit mir das bekannt ist - in der Regel zugunsten der Mutter entschieden. Noch immer scheint bei vielen Richtern das veraltete Bild vorzuherrschen, dass die Erziehung der Kinder Frauensache ist, während die Männer für den Unterhalt zu sorgen haben.

 

Obwohl es für Frauen glücklicherweise immer selbstverständlicher wird, Kinder zu haben und trotzdem Karriere zu machen, ist es in unserer Gesellschaft wohl doch noch schwer vorstellbar, dass ein Vater seine Hauptaufgabe in der Erziehung seiner Kinder sieht.

 

ZDF: Warum zeigt Exfrau Petra in dem Film Alex an und lässt ihn über Interpol zur Fahndung ausschreiben? Hat sie damit Recht?

 

Uhlenbruch: Petra und Alex teilen sich nach der Scheidung das Sorgerecht für Lisann, doch das Aufenthaltsbestimmungsrecht liegt bei Petra. Das heißt, sie kann entscheiden, wo und bei wem ihre Tochter lebt. Alex kann Lisann an jedem zweiten Wochenende für 48 Stunden sehen. Diesen Zeitraum hat er überschritten, indem er den Rückflug verfallen lässt und länger auf Mallorca bleibt. Außerdem hat er Petra nicht mitgeteilt, dass er mit Lisann verreist. Dadurch liegt der Tatbestand der Kindesentziehung vor.

 

Da Petra Alex während ihrer Ehe als sehr unzuverlässig erlebt hat, fürchtet sie nun, er könne mit dem Kind im Ausland bleiben.

 

Gabriele Heuser: Die Figur des Alex wächst durch die Verantwortung, die ihm seine Vaterrolle plötzlich auferlegt. Iris Uhlenbruch zeigt an ihm die Entwicklung von einem Mann, der zunächst ganz nach dem Lustprinzip funktioniert und auf die Hilfe seiner Mitmenschen angewiesen ist, zu einem engagierten Vater, der sich um die Erziehung seiner Tochter kümmert, und auf den man sich verlassen kann.

 

ZDF: Was macht Alex aus Ihrer Sicht falsch?

 

Iris Uhlenbruch: Für mich ist Alex ein typisches Beispiel für einen Mann mit einem Peter-Pan-Syndrom. Jemand der auch mit Mitte 30 noch frei und unabhängig sein will wie ein Kind, der so wenig Verantwortung wie möglich übernimmt und ganz nach dem Lustprinzip funktioniert.

Den nötigen Charme, um seine Mitmenschen immer wieder um den Finger zu wickeln, hat er. Doch erst durch das Zusammensein mit seiner Tochter lernt er, zu seinem Wort zu stehen und seine Vaterrolle ernst zu nehmen.

 

ZDF: In dem Film darf Tochter Lisann mitentscheiden, bei wem sie leben will. Wird das im juristischen Alltag auch so gehandhabt?

 

Uhlenbruch: Ja, falls die Eltern zu keiner Einigung gelangen, wird das Kind vor Gericht befragt, bei wem es lieber leben möchte. Zusätzlich wird die Beurteilung des Jugendamts über die Eignung des jeweiligen Elternteils zu Rate gezogen.

 

ZDF: Alex gibt sich große Mühe, ein guter Vater zu sein; das sieht auch das Jugendamt ein. Sind die meisten geschiedenen Väter so oder ist Alex eine Ausnahme?

 

Uhlenbruch: Oft genug entziehen sich Väter ihrer Verantwortung nach dem Motto, wenn ich die Frau nicht haben kann, brauche ich das Kind auch nicht. Es gibt Männer die sich weigern, den Unterhalt für ihre Kinder zu zahlen, die zu nachlässig sind, ihr Umgangsrecht zu nutzen und so weiter.

 

Doch ich fand es wichtig, auch einmal die andere Seite zu zeigen: Gerade die jüngere Vätergeneration unterscheidet sich oft sehr von ihren eigenen Vätern. Sie sind bei der Geburt ihrer Kinder dabei, wechseln die Windeln und übernehmen ganz selbstverständlich eine gleichberechtigte Rolle in der Erziehung ihrer Kinder. Für solche Väter löst die Trennung von ihrem Kind den gleichen Schmerz aus, den es bei den Müttern im umgekehrten Fall auch auslösen würde.

Verschärfend kommt, durch die Flexibilität und Mobilität, die unsere heutige Gesellschaft einfordert, häufig hinzu, dass die beiden Elternteile nach der Trennung nicht mehr im gleichen Ort oder sogar nicht mehr im gleichen Land leben. Dadurch wird ein regelmäßiger Umgang mit dem Kind zusätzlich erschwert.

 

Mit Material vom ZDF

 

© ZDF 2007

 

 

 

 

 

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